Manches Kind bekommt deutlich gesagt: „Du bist doch hochbegabt! Da
solltest Du ja keine Probleme haben“.
Dies kann zu einem enormen Leistungsdruck führen, das Kind entwickelt ein Perfektionsstreben und in der Folge Versagensängste. Es traut sich gar nichts mehr zu, will einer Leistungs- und Prüfungssituation lieber ausweichen als Fehler zu riskieren, und ist damit schon in dieser Spannung zwischen Erwartung und Leistung.
Die Selbstwirksamkeitserwartungen von Underachievern sind gering.
Misserfolge führen sie paradoxerweise auf Fähigkeitsmangel zurück, bei Erfolgen beharren sie darauf, dass diese nur durch Glück zustande gekommen seien.
Eine solche Erziehung kann auch zu einem geringen Selbstwertgefühl führen, da das Kind seine Fähigkeiten ständig an den hohen Erwartungen messen muss. Es fühlt sich nicht gut genug, da es seine Leistungen immer an einer anspruchsvollen Messlatte beurteilt.
Dies kann langfristige negative Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein und das Selbstvertrauen des Kindes haben. Es fehlt ihm die Motivation, neue Herausforderungen anzunehmen, da es Angst hat, zu versagen und sein geringes Selbstbild zu bestätigen.
Gesundes Selbstwertgefühl
Um ein gesundes Selbstbewusstsein zu fördern, ist es wichtig, Kinder zu unterstützen und zu ermutigen, Fehler zu machen und daraus zu lernen.
Lob sollte auf die Anstrengung und den Lernfortschritt gerichtet werden, anstatt auf die Leistung selbst. (Zuspruch)
So wird das Kind ermutigt, sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen, und es entwickelt ein positives Selbstbild, das auf den eigenen Fähigkeiten und Stärken basiert.
Beispiel: Langeweile, Motivationsdefizit
Hochbegabte Kinder zeichnen sich durch rasche Auffassungsgabe und gute Denkfähigkeit aus. Wenn sie aber gezwungen sind, sich den Unterrichtsstoff im gleichen Tempo wie durchschnittlich Begabte anzueignen (also für sie zu langsam) oder mit zu leichten Aufgaben konfrontiert sind, entstehen Langeweile und Motivationsverlust.
Langeweile und Motivationsdefizit können bei hochbegabten Kindern ein großes Problem darstellen, wenn sie in einer Lernumgebung unterfordert werden.
Sie benötigen Herausforderungen, die ihren Fähigkeiten entsprechen, um motiviert zu bleiben und ihre Talente zu entwickeln. Wenn sie stattdessen mit Material konfrontiert werden, das für sie zu einfach ist, kann dies ihre Aufmerksamkeit und Begeisterung für den Lernstoff beeinträchtigen.
Es ist wichtig, hochbegabte Kinder gezielt zu fördern und ihnen Herausforderungen zu bieten, die ihren Fähigkeiten entsprechen. Dies kann durch das Angebot anspruchsvoller Aufgaben, Projekte oder Kurse erreicht werden, die ihnen die Möglichkeit bieten, ihr Potenzial voll auszuschöpfen.
Darüber hinaus sollte die Lernumgebung auf die Bedürfnisse hochbegabter Kinder abgestimmt werden, um ihre Motivation und ihr Interesse zu erhalten.
Beispiel: Schulunlust, Leistungsverweigerung
Wird die Schule für ein hochbegabtes Kind zu einem Ort, wo es Langeweile, nicht aber die nötige Anerkennung und Förderung erfährt, verliert es das Interesse, dorthin zu gehen. Jedes Kind, jeder Mensch braucht Anerkennung: Gerade auch bei hochbegabten Kindern und Jugendlichen dürfen die Leistungen nicht als selbstverständlich angesehen werden. Wichtig ist, zu klären, was hinter der Schulunlust steckt: Angst, Ausreden, Langeweile, Rebellion.
Schulunlust und Leistungsverweigerung können bei hochbegabten Kindern ein Problem darstellen, wenn sie in der Schule nicht ausreichend gefördert und anerkannt werden. In einer solchen Umgebung kann es für sie schwierig sein, motiviert zu bleiben und ihr Potenzial zu entfalten.
Um dieses Problem zu bewältigen, ist es wichtig, dass Lehrer und Eltern die Bedürfnisse hochbegabter Kinder verstehen und entsprechend reagieren. Dies kann durch individuelle Förderung und Anerkennung erreicht werden.
Zum Beispiel kann ein Lehrer besondere Projekte oder Aufgaben anbieten, die den Fähigkeiten eines hochbegabten Kindes entsprechen, oder Eltern können ihr Kind zu Aktivitäten außerhalb der Schule fördern, die seine Talente unterstützen.
Es ist wichtig, die Ursachen für Schulunlust und Leistungsverweigerung zu erkennen und anzugehen. Wenn das Kind Angst hat, ist es wichtig, ihm Sicherheit und Unterstützung zu bieten. Wenn Langeweile die Ursache ist, müssen Herausforderungen und Förderung geboten werden. Wenn Rebellion die Ursache ist, müssen die Gründe für das rebellische Verhalten verstanden und gelöst werden.
Insgesamt ist es wichtig, hochbegabte Kinder angemessen zu fördern und ihre Talente zu unterstützen, um Schulunlust und Leistungsverweigerung zu vermeiden.
Underachiever – Was tun?
Ansätze zur Förderung von hochbegabten Underachievern bedeutet:
Hilfe für die Persönlichkeitsentwicklung und das Arbeits- und Sozialverhalten.
Diese Hilfe besteht in der
1. Vermittlung von Lernstrategien und Arbeitstechniken (Wie geht es leichter?)
2. Steigerung der Lernmotivation und Förderung selbstregulierten Lernens
3. Ermutigung, Unterstützung, im Ermöglichen von positiven Erfahrungen, Geduld
und Wertschätzung.
4. Einbindung in fördernde Lernumgebungen, beispielsweise durch Projekte oder Arbeitsgruppen, die den individuellen Interessen entsprechen.
5. Stärkung des Selbstbewusstseins und der Selbstwirksamkeit durch positive Rückmeldungen und Erfolgserlebnisse.
6. Auseinandersetzung mit versagensbedingten Ängsten und einer realistischen Selbsteinschätzung.
7. Förderung sozialer Kompetenzen und der Teamfähigkeit, um das Miteinander in der Schule und im Freundeskreis zu verbessern.
Es ist wichtig, die Bedürfnisse und Potenziale jedes einzelnen hochbegabten Underachievers zu berücksichtigen und individuelle Förderpläne zu entwickeln, um eine bestmögliche Unterstützung zu gewährleisten.
Lernstrategien
1. Zunächst lernen SchülerInnen grundlegende Lerntechniken kennen, dann werden je nach diagnostizierten Defiziten aufgabenspezifische Strategien vermittelt. Das können Rechtschreibtipps sein, Memoriertechniken oder die Lernorganisation betreffende Strategien.
2. Motivierung und Aufbau selbstregulierten Lernens. Wichtige Voraussetzung ist, den SchülerInnen Anleitung und ausreichend Freiräume zu gewähren, damit sie den Lernprozess eigenständig steuern können.
3. Motivierungsprinzipien:
- Dem/der SchülerIn werden anspruchsvolle, aber gerade noch zu lösende Aufgaben gestellt.
- Lernziele sollen realistisch gesetzt und erreichbar sein, damit sie motivierend wirken. Sind sie zu hoch oder zu niedrig, wirken sie demotivierend.
- Individualisierte Rückmeldungen zu den Lernfortschritten geben, sowie Lob und Anerkennung.
- Offene Unterrichtsformen und schulstoffunabhängige Themen jenseits des regulären Lehrplans, die das Interesse zu wecken geeignet sind.
- Ein Lernklima schaffen, wo entdeckendes, eigenständiges, forschendes Lernen möglich ist.
- Fähigkeit zur Selbstmotivierung wird gefördert, indem der/die SchülerIn angeleitet wird, eigene Lernziele zu entwickeln und die Schritte dahin zu beobachten und zu verfolgen. Wenn SchülerInnen die Lernerfolge selbst registrieren, lernen sie, diese Strategie häufiger einzusetzen.
- Sich selbst motivieren zu können, führt auch dazu, dass SchülerInnen Verantwortung für das eigene Lernen übernehmen.
4. Ermutigung, Unterstützung, positive Erfahrungen ermöglichen
- Hochbegabte Underachiever brauchen ermutigende und unterstützende Erfahrungen, um ihr Selbstvertrauen zu stärken und ihr Potenzial auszuschöpfen. Hierbei kann geholfen werden durch:
- Ermutigung durch LehrerInnen, Eltern und Peers, dass sie es schaffen können und dass ihre Leistungen wertgeschätzt werden.
- Unterstützung durch die Bereitstellung von Ressourcen und Möglichkeiten, um ihre Fähigkeiten und Interessen zu entfalten.
- Positiv besetzte Erfahrungen durch die Teilnahme an Projekten, Wettbewerben und anderen Aktivitäten, die den SchülerInnen zeigen, dass sie erfolgreich sein können.
- Gelegenheit zur Reflexion und Analyse eigener Lernfortschritte, um zu erkennen, was funktioniert hat und was verbessert werden kann.
Wichtig ist, dass alle Beteiligten - SchülerInnen, LehrerInnen, Eltern - zusammenarbeiten, um eine ganzheitliche und individuelle Förderung zu ermöglichen.
Unterstützung der Persönlichkeit
Eltern und LehrerInnen helfen durch Achtung und Akzeptanz gegenüber dem Kind, sie zeigen Vertrauen in die Entwicklungsfähigkeit, sie sind Vorbild, was Neugier und Leistungsbereitschaft betrifft, sie lassen Fehler und unkonventionelle Denk- und Lösungswege zu, ja sie ermutigen dazu. Die LehrerInnen werden mehr zu BegleiterInnen und LernberaterInnen statt zu WissensvermittlerInnen.
Underachiever brauchen von Seiten der Eltern und der Lehrpersonen vor allem aber Aufmerksamkeit und Zuwendung, Verständnis und Wertschätzung. Nur wenn wir lernen, zu diesen mitunter "schwierigen" Kindern ja zu sagen, können diese lernen, auch JA zu sich zu sagen, d.h. sich so anzunehmen, wie sie sind, und davon ausgehend jene Bereiche zu entwickeln, die sie brauchen.
Zusätzlich sollte die Förderung der Persönlichkeit auf die Stärkung des Selbstbewusstseins und Selbstwertgefühls ausgerichtet werden. Dies kann erreicht werden, indem man das Kind in seinen Stärken unterstützt und anerkennt und es ihm ermöglicht, seine Fähigkeiten und Interessen auszuleben. Eine offene und respektvolle Kommunikation, die das Kind ermutigt, seine Meinungen und Ideen zu äußern, kann ebenfalls dazu beitragen, dass es sich seiner eigenen Wertigkeit bewusster wird. Eine positive Lernumgebung, in der das Kind sicher und geborgen ist, kann zu einem gesteigerten Selbstbewusstsein beitragen.
Das Ziel sollte sein, dass das Kind lernt, sich selbst zu akzeptieren und zu schätzen, und dass es ein Verständnis für seine Stärken und Schwächen entwickelt.
Durch eine solche Förderung der Persönlichkeit kann es dann in der Lage sein, seine Fähigkeiten vollständig auszuschöpfen und sein Potenzial zu entfalten.
Kommentar schreiben