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Hochbegabt, aber Schwierigkeiten mit einfachsten Aufgaben

In diesem Beitrag wollen wir uns einem faszinierenden Thema widmen, das Eltern, Lehrer und auch Fachleute immer wieder beschäftigt: Warum haben hochbegabte Kinder oft Schwierigkeiten mit einfachen und Routineaufgaben, während sie komplexe und herausfordernde Probleme mit Bravour meistern? Diese Frage ist nicht nur für das Verständnis hochbegabter Kinder von Bedeutung, sondern auch für die Gestaltung ihres Lernumfeldes und ihrer Unterstützung.

 

Die Natur der Hochbegabung

Zunächst ist es wichtig, zu verstehen, was Hochbegabung eigentlich bedeutet. Hochbegabte Kinder unterscheiden sich nicht nur in ihrem Intelligenzquotienten von ihren Altersgenossen, sondern auch in ihrer Art zu denken, zu lernen und die Welt zu verstehen. Ihre kognitiven Fähigkeiten ermöglichen es ihnen, komplexe Zusammenhänge schnell zu erfassen, kreative Lösungen für Probleme zu finden und tiefgründig über Themen nachzudenken, die sie interessieren.

Sie geben sich nicht mit allgemeinen oder einfachen Antworten zufrieden. Sie gehen bis in die tiefsten Details, bevor sie zufrieden sind. Das sehe ich alltäglich in der Praxis.

Ich stelle öfter Denkaufgaben, die eine einfache Lösung beinhalten, diese wird jedoch selten auf Anhieb gefunden. Ich versuche dann immer mindestens 2 Perspektiven einer Lösung zu betrachten.

 

Die Herausforderung einfacher Aufgaben

Erstens:

Für hochbegabte Kinder können einfache und routinebasierte Aufgaben aus mehreren Gründen herausfordernd sein. Erstens bieten solche Aufgaben wenig geistige Anregung. Hochbegabte Kinder suchen nach Herausforderungen, die ihren kognitiven Fähigkeiten entsprechen. Routineaufgaben, die wenig Denkarbeit erfordern, können für sie langweilig und demotivierend sein.

 

Zweitens:

haben hochbegabte Kinder oft eine sehr hohe Erwartung an sich selbst und streben nach Perfektion. Bei einfachen Aufgaben fürchten sie vielleicht, Fehler zu machen und nicht ihren eigenen hohen Standards zu entsprechen. Diese Angst vor dem Scheitern kann paradoxerweise zu Schwierigkeiten bei Aufgaben führen, die sie objektiv leicht bewältigen könnten.

 

Drittens:

können hochbegabte Kinder eine andere Lern- und Denkweise haben, die nicht immer mit traditionellen Lehrmethoden übereinstimmt. Sie bevorzugen es oft, Probleme auf eigene, unkonventionelle Weise zu lösen. Routineaufgaben, die eine bestimmte Vorgehensweise erfordern, können daher als einschränkend und uninteressant empfunden werden.

 

Die Leichtigkeit komplexer Aufgaben

Im Gegensatz dazu finden hochbegabte Kinder in komplexen Aufgaben oft genau das, was sie brauchen: eine Herausforderung, die ihren geistigen Fähigkeiten entspricht. Komplexe Probleme erfordern kreatives Denken, logische Analyse und die Fähigkeit, Wissen aus verschiedenen Bereichen miteinander zu verknüpfen. Diese Art von geistiger Anstrengung ist für hochbegabte Kinder oft sehr reizvoll.

Darüber hinaus ermöglichen es komplexe Aufgaben hochbegabten Kindern, ihre Fähigkeiten voll auszuschöpfen und zu erweitern. Sie können neue Lösungsstrategien entwickeln, ihr Wissen vertiefen und ihre kreativen und analytischen Fähigkeiten weiterentwickeln. Diese Erfahrungen sind nicht nur intellektuell befriedigend, sondern stärken auch das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl.

 

Strategien zur Unterstützung hochbegabter Kinder

 Um hochbegabte Kinder optimal zu fördern und zu unterstützen, ist es wichtig, ihre Lernumgebung entsprechend anzupassen. Hier einige Strategien:

 

1. Differenzierte Lernangebote

Bieten Sie Aufgaben an, die an die individuellen Fähigkeiten und Interessen der Kinder angepasst sind. Komplexe Projekte, die kreatives und kritisches Denken erfordern, können besonders motivierend sein.

 

2. Flexibilität im Lernprozess:

Erlauben Sie unterschiedliche Herangehensweisen an Aufgaben und Projekte. Hochbegabte Kinder profitieren oft von der Möglichkeit, Probleme auf ihre eigene Weise zu lösen.

 

3. Förderung der Selbstreflexion

Helfen Sie hochbegabten Kindern, ein gesundes Verständnis von Erfolg und Misserfolg zu entwickeln. Sie sollten lernen, dass Fehler und Schwierigkeiten Teil des Lernprozesses sind und nicht ihre intellektuelle Wertigkeit definieren.

 

4. Soziale und emotionale Unterstützung:

Hochbegabung geht oft mit besonderen emotionalen Bedürfnissen einher. Eine unterstützende Umgebung, die die sozialen und emotionalen Aspekte der Hochbegabung berücksichtigt, ist essenziell.

 

Fazit

Hochbegabte Kinder sind eine einzigartige Gruppe von Lernenden, deren Bedürfnisse und Herausforderungen spezifische Ansätze und Strategien erfordern. Indem wir ihre Neigung zu komplexen Aufgaben erkennen und unterstützen und gleichzeitig Strategien entwickeln, um ihre Schwierigkeiten mit einfacheren, routinemäßigen Aufgaben zu überwinden, können wir ihnen helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten.

Die Förderung hochbegabter Kinder ist eine lohnende Investition in ihre Zukunft und die unserer Gesellschaft.

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