Was Eltern wirklich tun können
„Wenn ein Kind mehr denkt, fühlt und wahrnimmt als andere, ist das ein Geschenk – und manchmal eine Last. Zwischen Überforderung und Einsamkeit liegt ein Raum, den Eltern bewusst gestalten können.“
Viele Eltern wünschen sich, dass ihr hochbegabtes Kind glücklich ist. Dass es seine Fähigkeiten entfalten kann, Freunde findet, im Unterricht gefördert wird und sich einfach wohlfühlt.
Doch die Realität sieht oft anders aus: Hochbegabte Kinder sind nicht automatisch glücklicher – im Gegenteil. Manchmal sind sie frustrierter, angespannter, sensibler. Und genau das hat weniger mit Intelligenz zu tun als mit emotionaler Tiefe und Intensität.
Tiefe Wahrnehmung – tieferes Erleben
Hochbegabte Kinder nehmen die Welt intensiver wahr: Geräusche, Spannungen, Ungerechtigkeiten, sogar unausgesprochene Stimmungen.
Während andere Kinder ein „Das ist halt so“ akzeptieren, fragen sie: „Aber warum?“ – und finden keine Ruhe, bis sie eine Antwort haben.
Sie denken viel nach – manchmal zu viel.
Sie sehen Zusammenhänge, wo andere gar keine vermuten.
Und sie spüren Stimmungen, die ihnen oft niemand erklären kann.
Das führt dazu, dass sie emotional oft älter, kognitiv weiter, aber sozial und seelisch verletzlicher sind als Gleichaltrige.
Wenn Denken und Fühlen nicht im Gleichschritt laufen
Diese Kinder können brillante Gedankengänge entwickeln – und gleichzeitig an scheinbar kleinen Dingen zerbrechen.
Ein falsch verstandenes Wort, ein unfreundlicher Blick, eine Ungerechtigkeit im Klassenraum – all das kann sie tagelang beschäftigen.
Eltern fragen sich dann oft: „Wie kann ein Kind, das so klug ist, an so etwas zerbrechen?“
Die Antwort ist: Weil Kopf und Herz bei hochbegabten Kindern nicht immer gleich reif sind.
Die emotionale Entwicklung hinkt manchmal hinterher, während das Denken schon auf Hochtouren läuft.
Das führt zu inneren Spannungen – und manchmal auch zu dem Gefühl: „Ich bin anders. Mit mir stimmt etwas nicht.“
Beziehung statt Förderung
Viele Eltern versuchen, ihr Kind glücklich zu machen, indem sie fördern, Kurse suchen, Projekte starten. Doch was hochbegabte Kinder am meisten brauchen, ist Beziehung.
Nicht immer neue Herausforderungen, sondern Menschen, die sie verstehen und aushalten können.
Beziehung bedeutet: gesehen werden, auch wenn man schwierig ist.
Beziehung bedeutet: nicht für Leistung geliebt werden, sondern für Sein.
Beziehung bedeutet: jemanden zu haben, der sagt: „Ich sehe, dass es dir gerade zu viel ist – das ist okay.“
Hochbegabte Kinder spüren, wenn sie akzeptiert werden – nicht nur für ihr Können, sondern auch für ihre Schwächen, ihre Gefühle, ihr Zögern.
Wenn Glück sich nicht sofort zeigt
Glück bei hochbegabten Kindern sieht manchmal anders aus.
Es ist nicht das Dauerstrahlen auf Familienfotos, sondern das stille Aufatmen, wenn sie verstanden werden.
Es zeigt sich im Moment, wenn sie sagen: „Ich darf ich sein.“
Und dieses Glück braucht keine großen Gesten, sondern kleine, alltägliche Haltungen:
Zuhören, ohne zu korrigieren.
Ruhe aushalten, ohne sie mit Aufgaben zu füllen.
Gefühle benennen, ohne sie wegzuerklären.
Gemeinsam lachen, auch über die eigenen Widersprüche.
Was Eltern tun können
- Verlangsamen statt beschleunigen.
- Dein Kind hat ein schnelles Denken – aber nicht alles muss sofort beantwortet werden. Aushalten dürfen ist eine Stärke.
- Raum geben für Tiefe.
- Wenn dein Kind traurig über Weltthemen ist oder Fragen nach dem Sinn stellt – hör zu. Es sucht keinen Rat, sondern Resonanz.
- Sich selbst als sicheren Anker verstehen.
- Kinder, die alles hinterfragen, brauchen Erwachsene, die nicht alles erklären müssen.
- Ein „Ich bin da“ wirkt oft stärker als jede Antwort.
- Erfolge nicht überbewerten.
- Hochbegabung ist kein Wettlauf. Freude, Neugier, Sicherheit – das sind die wahren Indikatoren für Entwicklung.
- Gefühle als Lernbegleiter sehen.
- Emotionen sind kein Hindernis, sondern das Fundament für echte Motivation und Selbstvertrauen.
Fazit: Glück wächst in Verbindung
Hochbegabte Kinder sind nicht unglücklich, weil sie anders sind – sie werden unglücklich, wenn sie sich nicht verstanden fühlen.
Wenn Erwachsene jedoch Beziehung über Leistung stellen, entsteht etwas ganz Wertvolles: innerer Frieden.
Glück bei hochbegabten Kindern bedeutet nicht: „Alles ist leicht.“
Sondern: „Ich darf fühlen, denken und sein, wie ich bin – und werde trotzdem gehalten.“
Austausch im Dorf:
Wie erlebt dein Kind seine Hochbegabung emotional?
Wo spürst du, dass Beziehung wichtiger ist als Förderung?
Teile gern deine Gedanken und Erfahrungen im Dorfplatz – manchmal liegt in einer ehrlichen Geschichte mehr Verständnis als in jedem Ratgeber.
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