Ein Beitrag für Eltern, die ihren Kindern Sicherheit schenken wollen – nicht durch Perfektion, sondern durch Ehrlichkeit.
Perfektion schafft Distanz – Menschlichkeit schafft Nähe
Viele Eltern kennen diesen inneren Druck:
„Ich muss ruhig bleiben.“
„Ich darf keine Schwäche zeigen.“
„Ich will, dass mein Kind mich ernst nimmt.“
Doch gerade dieser Wunsch nach Stärke führt oft zu dem Gegenteil.
Denn Kinder spüren, wenn etwas nicht echt ist. Sie merken, wenn ein Elternteil wütend, überfordert oder traurig ist – auch dann, wenn kein Wort fällt.
Echtheit aber bedeutet: Ich darf zeigen, wer ich bin – und bleibe trotzdem in Beziehung.
Und genau das brauchen Kinder, um sich sicher zu fühlen.
Ein Moment, der alles veränderte
Ein Vater, den ich in meiner Praxis begleitete, war oft zu streng mit seinem Sohn.
Immer dann, wenn der Junge etwas „falsch“ machte, reagierte er genervt oder laut. Danach plagte ihn das schlechte Gewissen – aber er sprach nie darüber.
Eines Abends, nach einem langen Arbeitstag, kam es wieder zum Streit.
Doch diesmal hielt er kurz inne, ging später ins Zimmer seines Sohnes und sagte leise:
„Ich war heute ungerecht zu dir. Ich war müde, das war nicht fair. Tut mir leid.“
Das Kind sah ihn an, erst irritiert, dann weich:
„Danke, dass du’s sagst. Ich bin auch oft wütend, aber dann sag ich nichts.“
Ein einziger ehrlicher Satz hatte mehr Verbindung geschaffen als hundert Erklärungen.
Kinder lernen durch Beobachtung – nicht durch Belehrung
Kinder beobachten uns in jeder Sekunde.
Wie wir sprechen, streiten, verzeihen, zuhören, reagieren.
Sie lernen, wie Menschen mit Fehlern umgehen, indem sie sehen, wie wir mit unseren eigenen umgehen.
Wenn sie erleben, dass wir Verantwortung übernehmen, anstatt zu rechtfertigen, passiert etwas Entscheidendes:
Sie entwickeln innere Sicherheit.
Sie spüren:
„Fehler bedeuten nicht, dass jemand böse ist.“
„Ich darf Dinge wieder gut machen.“
„Liebe bleibt, auch wenn es mal kracht.“
Und das ist die eigentliche Grundlage für Selbstvertrauen – nicht Lob, nicht Noten, nicht Erfolg.
Beispiel aus dem Familienalltag
Eine Mutter erzählte im Dorfgespräch:
„Ich hatte meiner Tochter versprochen, dass ich am Abend Zeit habe, aber dann kam noch ein Anruf, und ich war wieder am Laptop. Sie schrie: ‚Du hältst nie dein Wort!‘ – und ich wollte erst protestieren.“
Doch sie blieb stehen, atmete, und sagte dann:
„Du hast recht. Ich hab’s versprochen und nicht gehalten. Ich kann’s nicht ändern, aber ich verstehe, dass du traurig bist.“
Das Mädchen sagte nach einer Weile:
„Ich bin froh, dass du’s zugibst. Dann fühl ich mich nicht so doof, wenn ich was falsch mache.“
Kinder spiegeln unsere Fehlerfreundlichkeit.
Wenn wir uns selbst verzeihen können, lernen sie, es auch zu tun.
Warum das so schwerfällt
Viele Eltern haben selbst nie erlebt, dass Fehler okay waren.
Sie wurden korrigiert, bevor sie verstanden, was passiert war.
Deshalb fühlt es sich heute ungewohnt an, sich bei einem Kind zu entschuldigen oder einen Irrtum zuzugeben.
Aber genau darin liegt die wahre Stärke:
Nicht „alles richtig“ zu machen, sondern nach dem Falschen wieder Kontakt aufzubauen.
Kinder brauchen keine perfekten Eltern – sie brauchen beziehungsfähige Eltern.
Praktische Impulse für den Alltag
Hier sind kleine Wege, wie du diese Haltung leben kannst – ohne Druck, einfach Schritt für Schritt:
- Sprich aus, was du bereust. Sag: „Das war nicht gut von mir.“ oder „Ich wollte nicht so laut werden.“
- Ehrlichkeit heilt mehr als jede Rechtfertigung.
- Ersetze Schuld durch Verantwortung. Statt: „Du bringst mich zur Weißglut!“ → „Ich war heute gestresst, und das hat mich ungeduldig gemacht.“
- Zeig, wie du dich selbst beruhigst. „Ich geh kurz raus, um mich zu sammeln – ich komm gleich wieder.“
- So erlebt dein Kind, dass Regulation lernbar ist. Vermeide die Floskel „Schon gut“.
- Wenn dein Kind sich entschuldigt, nimm es ernst: „Danke, dass du’s sagst. Das zeigt Mut.“
- So lernt es, dass Fehler weder verdrängt noch bagatellisiert werden müssen.
- Lächle über das Unperfekte. Humor ist die eleganteste Form von Fehlertoleranz.
Eine Mutter sagte neulich:
„Wir sind keine Chaosfamilie – wir sind eine Lernwerkstatt.“
Genauso darf’s klingen!
Führung zeigen heißt: Verantwortung leben
Wenn Eltern ihre Fehler ehrlich zugeben, lernen Kinder etwas ganz anderes über Stärke:
Sie sehen, dass Macht nicht laut, sondern achtsam ist.
Dass Vertrauen nicht durch Kontrolle, sondern durch Zugehörigkeit entsteht.
Und dass Autorität nicht auf Angst, sondern auf Echtheit beruht.
Oder wie ein 12-jähriger Junge in einem Coaching einmal sagte:
„Ich find’s gut, wenn Erwachsene auch mal zugeben, dass sie doof waren. Dann muss ich mich nicht so klein fühlen.“
Fazit: Kinder brauchen keine Helden – sie brauchen Menschen
Perfekte Eltern schaffen Distanz.
Ehrliche Eltern schaffen Nähe.
Wenn du also heute das Gefühl hast, du hättest etwas „besser machen“ können,
dann erinnere dich:
Es ist nie zu spät, sich zu zeigen – und damit zu führen.
Denn Kinder lernen am meisten von dem, was echt ist.
Austausch im BegabungsDorf:
Welche Erfahrung hast du mit „Fehler zeigen“ gemacht?
Gab es einen Moment, in dem eine Entschuldigung alles verändert hat?
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